nina goldberg

Viele, die künstlerisch arbeiten, positionieren als Opener an dieser Stelle eine kleine Erweckungsgeschichte aus dem biografischen Nähkästchen. Meine geht so:

Nach dem Abi reiste ich ein halbes Jahr durch Indien. In Kerala, weit im Süden gelegen, blieben wir unverschämt lange. Wir hatten rein gar nichts zu tun und lebten so derart quadratärschig in den Tag hinein wie es jedem mal eine Weile vergönnt sein sollte.

Die Abende verbrachten wir standesgemäß auf der Wiese vor unserem Guesthouse, am Lagerfeuer, mit dem Blick aufs direkt anschließende Meer und seinem Rauschen in den Ohren, und ich las dabei vor. Das erste Buch war Martin Suters `Die dunkle Seite des Mondes`. 

Tagsüber bereitete ich einige Kapitel für den Abend vor und so lasen meine fünf Lauschenden und ich uns durch mehrere Romane. „Dafür Geld kriegen!“ – bei diesem Gedanken erwischte ich mich dort zum ersten Mal. 

Aber zum einen wusste ich nicht, dass Sprechen tatsächlich ein Beruf sein kann und zum anderen hatte ich in diesem Alter kaum Gespür für meine Talente, meine Schwachstellen und Neigungen. Es mag an mir gelegen haben, aber in der Schule hatte ich solche Dinge nicht gelernt; meine Schullaufbahn verbachte ich, – oft an der Versetzungsgefährdung kratzend und noch öfter irgendwo heimlich Malboro Lights rauchend-  mit nicht viel mehr als kurzzeitigem & schwallartigem Anhäufen und Abladen von Fakten, lupenreine Wissensbulimie. Ziemlich öde, finde ich, aber Abi kann man so offenbar problemlos machen. 

Visions- und ratlos und sehr sehr grün hinter den Ohren schickte ich irgendwann doch noch eine Bewerbung an eine Kunsthochschule.  Und zwar auch wirklich nur an eine einzige:  der Studiengang klang super, das Wort ‚Sprechkunst‘ kam nämlich im Titel vor. Es gab ein Studium Generale, – das fand ich knorke -, und der Campus war eine Art Auenland. 

Ganz gut, dass die mich genommen haben. Für eine weitere Bewerbung auf künstlerischem Acker hätte mir ziemlich sicher der Mut gefehlt. 

Der Berufstopf, in dem ich nun seit 2010 mit so vielen hammertollen Leuten hocke, heißt FreelancerIn. Es steckt für mich persönlich wirklich viel Freiheit im freelancertum. Ich lerne viele verschiedene, interessante Leute kennen, komme immer wieder an neue Orte und verbringe viel Zeit in Studios (Und Studioleute, das muss man wissen, sind in aller Regel witzig, entspannt und eigen, und dadurch schnell mittendrin im Ninaherz) . Natürlich gibt es auch manchmal wirtschaftlichen Druck, ekeliges on-point-funktionieren-müssen, man hat zwischendurch durchgeknallte Kunden mitsamt ihren absurden Regieanweisungen und zweifelt immer wieder an sich. Für die Nina G. scheint das aber dennoch die richtige Berufsform zu sein, da man am auftragsfreien Tag Kaffee trinken gehen kann und diesen Kaffeetrinktag ausschließlich bei sich selbst einzureichen hat. Kein Stunden-Vollmachen um des Stunden-Vollmachen-Willens.  Und durchgeknallte Kunden kann man sich heutzutage ja an jeder Straßenecke einfangen, selbst jetzt noch, wo ü-ber-all Desinfektionsspender stehen. Hartnäckige Biester. 

Ein bisschen witzig ist, dass ich so gar keine klassische Hörbuchsprecherin geworden bin. Wenige hab ich bisher gemacht, und davon tatsächlich nur eines mit dem man hausieren ginge. Das, was mich erstmalig hat aufhorchen lassen an diesem Beruf, das findet in meinem Alltag also eigentlich gar nicht statt. Ja doch, Moment ma: das Geschichtenerzählen an sich findet immer statt: In meinen Lesungen, in meinen Texten, wenn ich Dokumentationen spreche. Und, ja. Wenn ich mich in Plauderkaffeegesellschaft befinde. Oder mit meiner Tochter erörtere, unter welchen Blumen wir wohl wohnen würden, wenn wir sehr sehr kleine Eichhörnchen wären.

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"Butter bei die Psyche" - der Podcast

Lasst uns über psychische Erkrankungen sprechen. Wir machen den Anfang. 

Wir sprechen mit uns und anderen über verbreitete Herausforderungen wie Depression, Angst, Panik und Burnout. Die Fallzahlen steigen unaufhörlich und trotzdem will´s keiner gewesen sein. Doch. Wir zum Beispiel. Gut, von wollen kann keine Rede sein, aber wenn wir´s schon haben können wir ja wenigstens dies: drüber reden.
Wir laden Euch ein auf eine ehrliche Tasse Kaffee und einen schonungslosen Schnack über die Herausforderungen eines Lebens mit psychischen Störungen.

Immer donnerstags – eine gute halbe Stunde lang. 

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